Dr. Bernhard Huber-Stiftung
Liebe Afrikafreunde, gerade bin ich wieder aus Swaziland zurückgekommen. Im Februar beginnt dort das neue Schuljahr, daher lag mein Schwerpunkt wieder im Bereich Bildung. Die Bezahlung des Schulgeldes nimmt viel Zeit in Anspruch. Für unsere über hundert geförderten Schulkinder und Studierenden müssen wir die Beträge einzeln anhand eines Überweisungsscheins bar einzahlen. Hinzu kommt, dass für jede Schule eine andere Bank zuständig ist und man sich in jeder Bank erneut in die lange Schlange der Wartenden einreihen muss. Und doch: Die Mühe und der Zeitaufwand haben sich wieder gelohnt, der Schulbesuch für ein weiteres Schuljahr ist gesichert. Da die Kinder schnell aus ihren Kleidern herauswachsen, haben wir wieder viele neue Schuluniformen und -schuhe gekauft. Im Bereich Gesundheit konnten wir die Operation bei der von uns geförderten Khumbuzile realisieren. Die junge Studentin ist wegen einer bereits in der Kindheit aufgetretenen Knochenkrankheit auf den Rollstuhl angewiesen. Mittlerweile hat sie starke Knochenverformungen und vermindertes Längenwachstum. Eine exakte Diagnose gibt es nicht, aber vermutlich führte ein schwerer Vitamin D-Mangel im Kindesalter zu einer Rachitis. Da Khumbuzile nicht laufen konnte, ist sie als Kind mit den Ellbogen über den Boden „gerobbt“. Vermutlich kam es durch diesen Dauerreiz zu einer Überstimulation des Knochenwachstums im Unterarm, worauf an beiden Seiten 6 cm lange, senkrecht nach oben stehende bleistiftdicke Knochenvorsprünge wuchsen. Diese behinderten sie seit Jahren beim Anziehen, und aus Schamgefühl hatte sie die von einer dünnen Hautschicht überzogenen Knochenvorsprünge immer bedeckt. Bei Verletzungen hätten ihr Komplikationen und Entzündungen gedroht. Jetzt endlich wurde zunächst die linke Seite operiert und der Knochenvorsprung erfolgreich entfernt. Bei meinem nächsten Besuch ist die andere Seite an der Reihe. Die Operation – durchgeführt in einer Privatklinik – war recht teuer. Doch die Ausstattung der staatlichen Krankenhäuser ist katastrophal. Aktuell berichteten beispielsweise die örtlichen Zeitungen, dass es im größten staatlichen Krankenhaus in der Hauptstadt Mbabane kein Ultraschall-Gel mehr gibt. Schwangere wurden aufgefordert, für Ultraschalluntersuchungen das Gel selbst zu besorgen und zur Untersuchung mitzubringen – was aber faktisch gar nicht möglich ist, da so gut wie nicht verfügbar. Selbst in Deutschland ist dieses Gel nur bei medizinischen Fachhändlern erhältlich. Unfassbar! Im Mädchenhaus unseres Waisenkinderdorf gab es erneut Zuwachs. Das Sozialministerium vermittelte uns die neunjährige Phimokuhle. Über ihre Vorgeschichte wissen wir noch wenig, möglicherweise ging es um Vernachlässigung und Missbrauch. Jedenfalls ist sie ein echter Sonnenschein, fast immer lächelt sie herzlich, lebt sich täglich besser ein und hat mit den anderen Kindern schnell Freundschaft geschlossen. Was haben wir dieses Mal bei den „Big 7“ erreicht? 1. Bildung Für über hundert Schülerinnen und Schüler sowie Studierende bezahlten wir die Gebühren, Uniformen, Schuhe, Alltagskleidung und umfangreiches Schulmaterial. 2. Landwirtschaft Erneut kauften wir zahlreiche Setzlinge und Gartengeräte. 3. Infrastruktur Kleinere Reparaturarbeiten in unserem Waisenkinderdorf waren notwendig. Außerdem wurde die Klärgrube vom Installateur Raymond geleert. Für das Mädchenhaus gaben wir ein neues Stockbett in Auftrag. 4. Gesundheit Khumbuzile hatte die erste von zwei geplanten Operationen. Für ein Kind mit Sprachverzögerung übernahmen wir die Facharztkosten. Außerdem behandelte ich wieder etliche Patienten und besorgte Medikamente. 5. Frauenprojekte Alleinerziehenden (Groß-) Müttern mit Kindern in unserem Umfeld besorgte ich Lebensmittel und Kleidung. Für viele Mädchen kauften wir wieder Hygieneartikel. 6. Small businesses Für Siphiwe übernahmen wir wieder laufende Kosten für ihren Gemüsestand. Welile führt ihr Lebensmittelgeschäft – dazu hatten wir ihr ein Einraum-Häuschen gebaut. Als ich sie jetzt traf, meinte sie stolz: „Doctor, I`m a business woman now! – Ich bin jetzt eine richtige Geschäftsfrau!“ 7. Needy people Wir versorgten zahlreiche Bedürftige mit Lebensmitteln. Dieses Mal gab es im ganzen Land einen Mangel an Bohnen – nicht einmal die großen Supermärkte hatten welche. Dabei gehören Bohnen in Swaziland zu den Grundnahrungsmitteln und Eiweiß-Hauptquelle. Vielen Dank euch allen für eure Unterstützung, den Menschen in Eswatini zu helfen. Es gibt noch so vieles zu tun. Es ist zu spät, um nur zu hoffen. Lasst uns weiter handeln! Herzliche Grüße,
Zukunft für die Welt
Bericht Februar 2024