Dr. Bernhard Huber-Stiftung
Bericht November 2023
Liebe Afrikafreunde! Ich bin zurück aus Afrika und habe wieder Vieles erleben dürfen. Dieses Mal galt es u. a., unseren Brunnen im Kinderdorf zu reparieren, der nach über zehn Jahren nun kein Wasser mehr förderte. Zunächst musste die komplette Überdachung zur Seite geschafft werden, wozu elf Arbeiter nötig waren. Der Brunnen ist fast 90 Meter tief und besteht aus zusammengeschraubten, 3m langen Rohrstücken, die jetzt Stück für Stück mittels einer großen Seilwinde nach oben geborgen wurden. Endlich war die Ursache des Problems gefunden: An einem der untersten Rohre fanden sich mehrere Rostlöcher im Gewinde. Das defekte Rohr wurde ebenso ausgetauscht wie der ganz in der Tiefe liegende Zylinder der Pumpe. Jetzt funktioniert die Pumpe wieder einwandfrei! Danach gelang es auch, das Dach wieder ohne Schaden an Ort und Stelle zu bringen. Somit ist das „Herzstück“ unseres Dorfes endlich wieder betriebsbereit! Am zweiten Tag brachte man mir ein vier Monate altes Baby zur Untersuchung. Die Mutter berichtete, dass Boniswa ständig krank ist und deshalb schon öfters im Krankenhaus war. Zuletzt hatte man dort der erschrockenen Mutter mitgeteilt, dass ihr Baby einen angeborenen Herzfehler habe. Daher wurden auf unbestimmte Zeit stark entwässernde Medikamente verordnet. Als ich das Baby untersuchte, konnte ich zwar das Herzgeräusch bestätigen, außerdem einen Hautausschlag und eine Dehydratation. Ich zweifelte aber an der Diagnose eines angeborenen Herzfehlers, denn Boniswa war in einem relativ guten Allgemeinzustand. Außerdem sprach dagegen, dass das Baby in den ersten zwei Lebenswochen noch gesund gewesen war. Gewissheit konnte hier nur eine Echokardiographie bringen – eine Ultraschalluntersuchung des Herzens. Doch es stellte sich bei meinen Recherchen schnell heraus, dass es in ganz Swaziland keinen einzigen Kinderkardiologen mit speziellem Kinder- Herz-Ultraschallgerät gab. Kurzerhand arrangierte ich einen Termin bei einem Kardiologen für Erwachsene, der sich zum Glück auch mit Kindern gut auskannte. Erfreulicherweise konnten wir mit seinem Ultraschallgerät Boniswas Herz sehr gut einsehen und einen Herzfehler ausschließen. Manchmal sind Herzgeräusche auch auf eine starke Blutarmut zurückzuführen, doch auch dies konnten wir durch eine Blutuntersuchung ausschließen. Somit handelte es sich um ein sogenanntes akzidentelles Herzgeräusch, was medizinisch gesehen harmlos ist. Die Mutter und wir Ärzte waren so happy! Wir setzten umgehend die Herzmedikamente ab. Stattdessen kaufte ich Multivitaminsaft für das Baby und gab der Mutter einige Globuli, um das Immunsystem des Babys anzuregen. Inzwischen geht es dem kleinen Boniswa sehr gut. Das Mädchenhaus unsere Waisenkinderdorfes hat endlich Zuwachs bekommen: Das Sozialministerium vermittelte uns die siebenjährige Nhloniphile und ihre zwei Jahre ältere Schwester Temavulane. Sie stammen aus äußerst prekären familiären Lebensverhältnissen. Bei uns finden sie jetzt dauerhaft Sicherheit, Unterkunft und Essen. Das Zusammensein mit den anderen Kindern erleichtert ihnen das Einleben. Ab Februar können sie erstmals zur Schule gehen. Was haben wir dieses Mal bei den „Big 7“ erreicht? 1. Bildung: Erneut bezahlten wir für einige Grundschüler die Schulgebühren. Auch einige Semestergebühren waren wieder fällig. Wir haben eine neue Studentin in unser Programm aufgenommen, sie wird ab Februar 2024 ein Studium im Gesundheitswesen beginnen. Etliche Schuluniformen und Schulmaterialien haben wir besorgt, und einige Studenten brauchten Mobiltelefone für ihr Studium. 2. Landwirtschaft Wir kauften Gartengeräte, viele Setzlinge und 10 Bäume (Avocado, Apfel, Zitrone, Pfirsich, Litschi, Aprikose). 3. Infrastruktur Der Brunnen in unserem Waisenkinderdorf wurde repariert. Außerdem waren noch andere Reparaturen notwendig: Schweißarbeiten, sanitäre Arbeiten und Zimmermannsarbeiten. Wir kauften Decken, Matratzen und Kleider für die zwei neuen Mädchen und übernahmen die Stromrechnung für eine arme Familie. 4. Gesundheit Für Baby Boniswa ermöglichten wir die Untersuchung beim Kardiologen, und für Khumbuzile beim orthopädischen Chirurgen. Chronisch Kranke versorgte ich mit mitgebrachten Medikamenten, außerdem kaufte ich vor Ort viele weitere Medikamente für andere Patienten. 5. Frauenprojekte Wir besorgten Lebensmittel für alleinerziehende Mütter und Gogos mit Kindern. Für Welile, die schon als Kind in unserem Dorf aufwuchs und mittlerweile selbst Mutter ist, haben wir ein kleines Einraum-Häuschen gebaut, das sie als Lebensmittelgeschäft betreiben will. Auf ihren Wunsch hin wird es jetzt noch in denselben Farben gestrichen werden wie die Häuser in unserem Dorf. Für Mädchen kauften wir Monatsbinden und andere Hygieneartikel. 6. Unterstützung für Kleinunternehmen Siphiwe haben wir wieder Gemüse und Obst für ihren Gemüsestand finanziert. Bonsani, einem sehr geschickter Schweißer, wurden vor einiger Zeit seine Arbeitsmaterialien gestohlen, so dass er seine Aufträge zuletzt nur noch mit geliehenem Material abarbeiten konnte. Wir haben ihm jetzt eine neue Ausrüstung gekauft. Nun kann er wieder unabhängig und ohne Zusatzkosten seinen Lebensunterhalt verdienen. 7. Hilfe für Bedürftige Wir kauften wieder sehr viele Basis-Lebensmittel ein: Reis, Bohnen, Maismehl, Mabele-Meal, Kochöl und Seife. Insgesamt über 150 kg Reis, 75 kg Bohnen, 150 kg Maismehl, 75 kg Mabele-Meal, 30 Liter Kochöl. Auch die aus Deutschland mitgebrachte Kleidung fand wieder zahlreiche dankbare Abnehmer. Vielen Dank euch allen für eure Unterstützung, den Menschen in Eswatini zu helfen. Es gibt noch so vieles zu tun. Es ist zu spät, um nur zu hoffen. Lasst uns weiter handeln! Herzliche Grüße
Zukunft für die Welt