Dr. Bernhard Huber-Stiftung
Bericht Oktober 2020
Liebe Afrikafreunde, ich sitze im „O. R. Tambo International“ – dem Flughafen von Johannesburg. Am „Drehkreuz Afrikas“, wo an normalen Tagen so viele Menschen unterwegs sind, herrscht eine gespenstische Stille. Auch hier ist der internationale Reiseverkehr weitgehend zum Erliegen gekommen. Umso glücklicher bin ich, dass ich mit den zurückliegenden beiden Wochen ein enges Zeitfenster gefunden habe, in dem ich nach Swaziland fliegen und dort aktiv sein konnte. Meine Gedanken kehren zu den ereignisreichen Tagen zurück. Auch Swaziland ist durch Corona in einer wirtschaftlichen Krise. Gerade hier, wo ja auch schon zu „normalen Zeiten“ Mangel herrscht, trifft es die Menschen besonders hart. Viele können die gestiegenen Lebensmittelpreise schlicht nicht mehr bezahlen und müssen hungern. Wie oft habe ich an diesen Tagen gehört: „Ngjlambile“ - „Ich habe Hunger“. Die Situation hat sich für viele Familien dadurch verschärft, dass die meisten Schulkinder wegen Corona derzeit nicht in die Schule können. So fällt die wichtige Schulspeisung mittags weg. Die meisten Kinder sind also zuhause und müssen dort verpflegt werden, was für die Familien schwierig bis unmöglich ist. Daher war der Schwerpunkt meiner Reise dieses Mal der Kampf gegen den Hunger. Direkt nach meiner Ankunft in Swaziland haben wir bei einem Großhändler Lebensmittel für 400 (!) Familien eingekauft, diese auf drei LKW verladen und nach Malindza gefahren. Dort wurden wir von den vielen Menschen schon sehnsüchtig erwartet. Die Lebensmittel haben wir direkt an die Bedürftigen verteilt. Wenn man bedenkt, dass zu einer durchschnittlichen Familie 8-10 Menschen gehören, dann konnten wir so drei- bis viertausend Menschen für einige Monate über den Hunger hinweghelfen. Bei einer derartigen Nothilfe geht es auch darum, Zeit zu gewinnen, bis nach der Coronakrise wieder ein gewisser Alltag einkehrt und sich die in Not geratenen Familien wieder selbst versorgen können. Wir haben folgende Lebensmittel eingekauft und verteilt: 4 Tonnen Reis 4 Tonnen Maismehl 2 Tonnen Mabele Meal* 2 Tonnen Bohnen 800 Liter Kochöl Außerdem: 400 große Stücke Seife 400 Gesichtsmasken *Mabele Meal: Ein besonderes Maismehl. Mit etwas Zucker versetzt und mit Wasser zu einer nahrhaften Mahlzeit angerührt gibt diese Mahlzeit den Kindern die nötige Energie vor ihrem langen morgendlichen Fußmarsch zur Schule. Was haben wir dieses Mal bei den „Big 5“ (Bildung, Landwirtschaft, Infrastruktur, Gesundheit, Frauenprojekte) sowie Small Businesses and Needy People erreicht? 1. Bildung: Der zwölfjähriger Sibahle wurde in unser Schulprogramm aufgenommen. Er lebt als Vollwaise mit drei weiteren Kindern bei seiner Großmutter, die vom Staat 500 Rand (26 €) monatlich Unterstützung bekommt – für fünf Personen! Gemäß internationaler Definition ist dies extreme Armut. An die Bezahlung von Schulgeld für Sibahle ist nicht zu denken. Sibahle war nun sehr glücklich, als ich ihm sagte, dass wir das Schulgeld für ihn übernehmen. Er möchte einmal Arzt werden. 2. Landwirtschaft: Hier wollen wir künftig der Nachhaltigkeit wegen immer mehr Menschen dazu bringen, einen eigenen Gemüsegarten anzulegen, um deren Autonomie zu fördern. 3. Infrastruktur: Unseren Kindern im Dorf geht es gut. Wir haben eine dritte Mutter als Verstärkung hinzubekommen, deren kleine Tochter Asemahle jetzt das jüngste Kind in unserem Dorf ist. Unsere Waisenkinder im Dorf wurden neu eingekleidet. 4. Gesundheit: Sakhile, die wegen einer chronischen Lungenerkrankung dauerhaft auf ein Beatmungsgerät angewiesen ist, lag wegen eines schweren Atemwegsinfektes im Krankenhaus. Glücklicherweise fiel der Coronatest negativ aus, und nach einigen Tagen konnte sie das Krankenhaus wieder verlassen. Wir haben die Krankenhauskosten für sie bezahlt. Ich habe auch wieder notwendige Medikamente für chronisch Kranke besorgt. 5. Frauenprojekte: Den von uns unterstützten alleinerziehenden Müttern und ihren Kindern geht es gut. 6. Small Businesses: Notwendige Überbrückungsgelder wurden von uns bezahlt. 7. Needy People: Neben dem Großeinkauf für 400 Familien habe ich zusätzlich Lebensmittel für außerhalb lebende Familien besorgt. Außerdem habe ich viele Kleider und Schuhe gekauft und ausgeteilt. Wegen der großen wirtschaftlichen Not können sich viele Menschen keine Kleidung mehr kaufen – es reicht ja nicht einmal fürs Essen. Liebe Freunde, ohne eure Hilfe wäre das alles nicht möglich. Ich danke euch ganz herzlich für eure Unterstützung. Es bleibt noch so vieles zu tun. Ich werde so bald wie möglich wieder in Swaziland sein. Herzliche Grüße
Zukunft für die Welt
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Pressebericht vom 01.12.2020, mit freundlicher Genehmigung der BNN