Dr. Bernhard Huber-Stiftung
Bericht Oktober 2019
Liebe Afrikafreunde, nicht immer sind unsere geplanten Vorhaben von Erfolg gekrönt. Oft gibt es Unerwartetes, manchmal auch Enttäuschendes – so wie dieses Mal. Vor meiner Reise war mit der Bohrfirma fest vereinbart, wann und wo wir einen neuen Brunnen für die Menschen in Malindza bohren. Alles war vorbereitet und noch zwei Tage vor dem Termin versicherte mir die Firma, dass alles klappen würde. Doch es kam anders. Eine Brunnenbohrung erfolgt in fünf Schritten: 1. Survey: Ein geeigneter Platz für den Brunnen wird ausgesucht und vorbereitet. Z. B. werden Dornengestrüpp und größere Steine entfernt. Das dauert einen Tag. 2. Drilling: Das eigentliche Bohren, z. T. bis in 90 m Tiefe. Die Bohrung benötigt ebenfalls einen Tag. 3. Concrete und Basement: Um das Bohrloch herum wird ein Fundament betoniert. Dieses muss zwei Tage lang trocknen. 4. Installation: Die Installation der Pumpe erfolgt am Folgetag. 5. Opening: Die Eröffnung des Brunnens, an dem die Menschen aus der Region zusammenkommen, um das freudige Ereignis zu feiern. Realistisch kann man einen Brunnen also innerhalb 4-5 Tagen fertig stellen. Ich war jetzt zwei Wochen vor Ort und wurde von der ausführenden Bohrfirma immer wieder „hingehalten“. Am Ende musste die Firma die Brunnenbohrung aus Termingründen leider ganz absagen. Die betroffenen Menschen in Malindza und ich waren verständlicherweise sehr enttäuscht. Ärgerlich, da ich ja eigens von Übersee angereist war, aber immerhin ohne finanzielles Risiko, da wir die Brunnenkosten erst nach Fertigstellung bezahlen. Um die versprochene Brunnenbohrung zeitnah nachzuholen, werde ich schon früher als geplant – bereits in wenigen Wochen – erneut nach Swaziland reisen und die Arbeit von einer anderen Firma erledigen lassen. (Nachtrag: siehe hierzu den Bericht vom November 2019) Was haben wir dieses Mal bei den „Big 5“ erreicht? 1. Bildung: Die Kindergartengebühren für ein weiteres Kind wurden bezahlt. Außerdem haben wir eine weitere Schülerin in unser Förderprogramm aufgenommen und bezahlen ihr ab Februar das Schulgeld. Ihre Mutter ist verstorben, ihren Vater hat sie nie kennen gelernt. Des Weiteren haben wir die Aufnahmegebühr für Ndlandla Mazibuko bezahlt. Ab Februar beginnt er ein zweijähriges Studium, das mit einem Diplom für Health & Safety endet. Gerald Mavuso hat sein Studium mittlerweile beendet. Ihn hatten wir seit seiner Grundschulzeit bis jetzt zum erfolgreichen Studium begleitet und in dieser Zeit seine Schul- und Studiengebühren bezahlt. Für einige Kinder wurden Schulkleidung, -schuhe und -materialien besorgt. Alle unsere Waisenkinder im Dorf wurden mit neuen Schultaschen ausgestattet. Ab sofort haben wir auch einen Sozialarbeiter fest in unser Team integriert, u. a. um unsere Kinder mit ihrer teils sehr belastenden Vergangenheit zusätzlich emotional zu unterstützen. 2. Landwirtschaft: Unser Gemüsegarten im Waisenkinderdorf gedeiht prächtig, und auch unsere Bananenstauden und Papayabäume tragen Früchte. 3. Infrastruktur: In unserem Waisenkinderdorf wurden Türen erneuert und Türschlösser ausgetauscht. Einige Installationsarbeiten waren nötig, und ein neuer Herd für die Küche wurde gekauft. Um das Grundstück der armen Familie von Nokuphila wurde ein 56 m langer und 1,80 m hoher Zaun errichtet – insbesondere um die Sicherheit der fünf kleinen Kinder zu gewährleisten. Ein Schweißer brachte zudem an der Haustür Schutzgitter gegen Einbrecher an. 4. Gesundheit: Ich habe wieder viele kranke Menschen behandelt und Medikamente besorgt. Für zwei bedürftige Frauen wurden die Arztrechnungen beim Gynäkologen bezahlt. 5. Frauenprojekte: Wir haben wieder einige allein erziehende Mütter unterstützt, deren Männer verstorben sind oder die sich wegen häuslicher Gewalt von ihren Männern getrennt haben. Wegen der zunehmenden Gewalt gegen Frauen und Kinder hatte ich auch ein Treffen mit Vertretern einer Organisation in Swaziland, die sich besonders für die Gleichberichtigung von Frauen und Männer einsetzt. Die Vision dieser Organisation ist es, das erste Frauenhaus in Swaziland zu errichten. Die „Big Five“ haben wir um zwei weitere Punkte ergänzt: 6. Hilfe für bedürftige Menschen: Hierzu zählt die Familie der behinderten Nthando. Außerdem die Familie von Shabangu, für die wir ein One- Room-Haus errichtet haben, sowie die Familie von Nokuphila. Es gehören noch viele andere Menschen dazu, von deren Not und Hilfsbedürftigkeit wir wissen, auch einige Bettlerinnen und Bettler auf der Straße, deren Aufenthaltsplätze wir kennen. All diese Menschen werden von uns mit Lebensmittel, Kleidung und Schuhen versorgt. Ich selbst bringe diese Mittel direkt zu den Menschen. 7. Small Business (Selbständigkeit): In Swaziland ist es selbst für gut ausgebildete junge Menschen nicht einfach, einen Beruf zu finden. Mittlerweile kenne ich einige einflussreiche Personen in Politik und Wirtschaft. So kann ich den einen oder anderen Tipp geben, wo man sich bewerben könnte. Daneben treffe ich in Swaziland immer wieder junge Menschen, die für eine Idee „brennen“, die aktiv sein wollen. So freut es mich sehr, dass wir jetzt zwei jungen Menschen den Einstieg in die Selbständigkeit ermöglichen konnten. Nkambule ist 23 Jahre alt und erzählte mir, dass er die Schule nicht beenden konnte, da niemand sein Schulgeld bezahlen konnte. Sein Vater war früh gestorben und seine Mutter krank. Die Verantwortung für das Wohlergehen der Familie – zu der auch jüngere Geschwister zählten – lastete auf ihm. Er war der Ernährer, der bread winner. Irgendwie hat er es immer geschafft, als Tagelöhner Geld zu verdienen. Er arbeitete oft in Autowerkstätten und eignete sich mit der Zeit ein beachtliches Knowhow beim Ausbeulen und Lackieren von Autos an. Durch Mundpropaganda hatte er sich bereits einen kleinen Kundenstamm erarbeitet. Für seinen Wunsch, sich selbständig zu machen, fehlten ihm aber noch einige Werkzeuge. Zu seiner großen Freude haben wir das Notwendige für ihn besorgt, so dass er jetzt seine eigene Werkstatt eröffnen kann. Da ist die 27-jährige Kayise, deren Ausbildung wir schon bezahlt haben. Sie studierte Wirtschaft und Buchführung. Ihr Traum war es immer, sich im Bereich Beauty selbständig zu machen und hat hierfür auch schon einige Zusatzqualifikationen erworben. Auch hier fehlten für eine Selbstständigkeit noch verschiedene Materialien. Diese haben wir zu ihrer großen Freude besorgt, und jetzt kann sie ihr Small Business starten. Menschen ein regelmäßiges Einkommen zu ermöglichen bedeutet nachhaltige und effektive Armutsbekämpfung, da diese Menschen mindestens zehn weitere (Familienmitglieder oder Verwandte) mit ihrem Einkommen durchbringen. Vielen Dank euch allen für eure Unterstützung, den Menschen in Swaziland zu helfen. Lasst uns weitermachen und weiter danach streben, die Welt ein wenig besser zu machen. Ich werde schon sehr bald wieder in Afrika sein. Herzliche Grüße
Zukunft für die Welt
Besuch bei Mabuzas, unseren Nachbarn Judith und Sibongile Treffen mit Vyuelva - die restlichen Studiengebühren bezahlt, sie beendet ihr Studium Ende diesen Jahres Das Zaunmaterial steht bereit für die Montage Mazija bei Reparaturarbeiten Nolungela, Judith, Nokuphila Favoured und Bayandza Der fertig gestellte Zaun bei Nokuphila Bye bye