Dr. Bernhard Huber-Stiftung
Bericht November 2016
Zukunft für die Welt
Liebe Afrikafreunde, die siebenjährige Nokwanda und ihre beiden Geschwister Mbali und Tenele schauten mich mit großen Augen an. Ich befand mich mit Judith, unserer Kinderdorfleiterin, rund drei km außerhalb unseres Waisenkinderdorfes bei einer Familie. Man hatte mich gebeten, hierher zu kommen, um eine behinderte Frau zu untersuchen, die Mutter der drei Kinder. Nach allem, was ich bisher schon gesehen hatte, glaubte ich nicht, dass noch größere Not möglich sei, doch hier, bei dieser Familie wurde ich eines Besseren belehrt. Die Armut in der Familie war unbeschreiblich. Das Trinkwasser, das die Großmutter von einer 5 km entfernten Wasserstelle herbei schleppte, wurde unter unsäglichen hygienischen Umständen in einem alten Plastikfass im Hühnerstall aufbewahrt. Die drei Kinder hatten sprichwörtlich Kleiderfetzen am Leib. Die Mutter war krank, hilflos und außerstande, sich um ihre Kinder zu kümmern. Nur die Großmutter war stark genug, sich der Kinder anzunehmen. Sie bat Judith und mich um Hilfe. Wir beschlossen, die Familie in unser „Programm für Nachbarschaftshilfe“ aufzunehmen und sie „dezentral“ zu versorgen. Dies bedeutet: Regelmäßige Lebensmittellieferungen, Bezahlung von Schulgeld sowie Versorgung mit Kleidung. Afrika hat mich wieder, dachte ich. Gerade tags zuvor war ich hier in Swaziland wieder angekommen. Ich hatte bereits die Stelle besucht, wo wir im Juni den Brunnen für die Gemeinde installiert hatten. Hier traf ich eine Frau mit ihren Kindern, die gerade mit einem Schubkarren und Wasserkanistern Wasser von unserem neuen Brunnen holte. Sie erklärte mir, wie glücklich sie sei, dass sie jetzt eine Wasserstelle hier haben. Ich überzeugte mich von der Leistungsfähigkeit des Brunnens – der Wasserstrahl war sogar noch stärker als zuletzt im August, da der Brunneninstallateur inzwischen noch eine stärkere Pumpe eingesetzt hatte. Für all diejenigen, die meinen, Hilfe in Afrika sei nur „ein Tropfen auf den heißen Stein“, sage ich: Ja, es mag sein, dass global betrachtet ein Brunnen ein Tropfen auf den heißen Stein ist. Aber lokal versorgt er 300 Haushalte mit Menschen mit kostbarem Trinkwasser. Was haben wir dieses Mal bei den „Big 5“ (Bildung, Landwirtschaft, Infrastruktur, Gesundheit, Frauenprojekte) erreicht? 1. Bildung: Für Gerald wurden die Kosten seiner Berufsausbildung als Lehrer für Zimmermänner bezahlt, für Kayise das letzte Jahr seines Wirtschaftslehre-Studiums, für Nomkhosi das erste Ausbildungsjahr als Hygiene- und Gesundheitsexpertin und für Bayandza die Kindergartengebühren. Außerdem wurden verschlissene Schulschuhe durch neue ersetzt. 2. Landwirtschaft Neue Gemüsesetzlinge für unsere Nachbarn wurden besorgt. Unser eigenes Gemüse gedeiht prächtig, besonders auch die neu gepflanzten Papayabäume. 3. Infrastruktur Der Brunnen für die Gemeinde ist jetzt fertig, er versorgt 300 Haushalte in der Umgebung unseres Waisenkinderdorfes mit Wasser. In unserem Dorf wurden rückseitig zwei LED-Außenlampen angebracht, die über die Solaranlage gespeist werden. Gas zum Kochen wurde besorgt und eine Tür erneuert. Lebensmittel für unser Waisenkinderdorf wurden wieder für einen ganzen Monat eingekauft. Außerdem kauften wir zwanzig neue Matratzen für unser Kinderdorf. Das neue Ein-Zimmer-Haus (5x5m) für Sibongile und ihre fünf Kinder ist fast fertig und muss nur noch verputzt werden. Für Gogo, unserer Nachbarin, finanzierten wir Wasserrohre, damit sie einen Wasseranschluss bekommt. 4. Gesundheit Einige unserer Kinder hatten Husten, darüber hinaus gab es keine gesundheitlichen Probleme im Dorf. Außerhalb habe ich wieder Patienten behandelt und Medikamente besorgt. Auch die 70-jährige nierenkranke Frau, von der ich letztes Mal berichtet hatte, besuchte ich wieder, ihr Zustand ist stabil. Zwei Patienten wurden mit Lesebrillen ausgestattet. 5. Frauenprojekte Unsere bewährten Lebensmittelpakete – bestehend aus Maismehl, Reis, Bohnen und Öl zum Kochen – wurden wieder direkt an allein erziehende Mütter und Großmütter abgegeben. Auch die mitgebrachten Schuhe und Kleidung wurden verteilt. Für eine Frau wurde ein Startkapital gewährt, mit deren Hilfe sie ein kleines Geschäft aufziehen kann. Danke, dass all dies durch Eure Mithilfe möglich ist. Schließen möchte ich wieder mit einer afrikanischen Redewendung: „Aus einem Strohhalm wird ein Vogelnest.“ Bald werde ich wieder in Swaziland sein. Herzliche Grüße
Sinethemba Judith und Precious Precious Unsere Mutter Maggie beim Kochen Der neue Brunnen für die Gemeinde Nokwanda und Mbali Michelle Das neue Haus für Sibongile Einfach nur glücklich über das neue Haus Sonnenuntergang