Dr. Bernhard Huber-Stiftung
Liebe Afrikafreunde,
“Do not eat whatever comes to you. Eat the greenish. Do not depend on other people, do something like farming. Respect People. Be not
selfish.” übersetzt:
„Iss nicht alles, was dir vor die Augen kommt. Iss Gemüse. Sei nicht abhängig von anderen, mache etwas wie Landwirtschaft. Respektiere die
Menschen. Sei nicht egoistisch.“
Dieses Zitat stammt vom 110-jährigen Umkhulu Ndwandwe aus Siteki in Eswatini. Wir hatten dem alten Mann ja ein neues Haus gebaut und ich
habe ihn jetzt dort besucht. Ich nutzte die Gelegenheit und fragte ihn, welchen Tipp er jungen Menschen geben würde, um ein so hohes Alter zu
erreichen. Nach kurzem Überlegen gab er den obigen Rat.
Je öfter ich seine Worte lese, desto mehr Weisheit finde ich in ihnen. Da ist der Bezug zum Körper, dem Materiellen, indem er sagt, was am
gesündesten zum Essen ist. Tatsächlich ist eine vegetarische Ernährung bei Weitem die gesündeste mit entsprechenden Ergebnissen aus
zahlreichen Studien, die deutlich weniger Herz-Kreislauferkrankungen und Krebserkrankungen bei Vegetariern zeigen. Außerdem haben
Vegetarier durch das meist normale Körpergewicht deutlich weniger orthopädische Gelenksprobleme und Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes
Mellitus, seltener hohes Cholesterin oder zu hohe Harnsäure.
Und da ist der Bezug zum Geist, dem Spirituellen und Nicht-Materiellen, wenn er sagt, wir sollen versuchen etwas Eigenes zu machen und die
Menschen zu respektieren. Gerade letzteres fasst so Vieles zusammen: Anderen Menschen nicht unsere Sichtweise aufzwingen, sie nicht zu
bevormunden, ihnen zuzutrauen, dass sie ihren Weg alleine finden können – auch Kindern. Ihnen zuzutrauen, selbst zu wissen, was gut für sie
ist. Auch vorurteilsfrei zuzulassen, dass andere Menschen völlig andere Meinungen und Vorstellungen haben. Hier sollte kein Missionseifer Einzug
finden, sondern Demut darüber, dass es so vieles gibt, was wir von anderen Menschen lernen können. Vielfalt zulassen, offen sein, zuhören und
erkennen, dass wir nicht so viel wissen, wie viele von uns zu glauben meinen. Mir gefällt das Zitat des griechischen Philosophen Sokrates: „Ich
weiß, dass ich nichts weiß.“
Ich habe in all den Jahren in Eswatini noch nie rassistische Bemerkungen gehört – ganz im Gegensatz dazu, was Menschen mit schwarzer
Hautfarbe häufig in Deutschland über sich ergehen lassen müssen. Der letzte Satz des 110-jährigen Ndwandwe erinnert uns daran, dass starke
Menschen den Schwächeren helfen sollten und dass Reiche mit den Armen teilen sollten. Hoffen wir auf das Beste!
Mein Aufenthalt in Afrika war auch dieses Mal wieder
eindrucksvoll. Besonders gefreut hat es mich, dass wir vier
jungen Männern eine Ausbildung ermöglichen konnten.
Drei von ihnen sind in unserem Dorf aufgewachsen, einer
stammt aus der Nachbarschaft. Ich habe sie in der Stadt
mit Sicherheitsschuhen, Arbeitskleidung sowie diversen
Werkzeugen und Arbeitsmaterialien ausgestattet. Vor
etlichen Jahren hatte ich ihnen noch Schuluniformen
besorgt – jetzt standen sie als junge Erwachsene in
Arbeitskleidung vor mir:
Sikhumbuzo wird Installateur, Ernest Elektriker,
Mhlonsihwa Zimmermann und Nkhosephayo Spezialist für
Kälte- und Klimatechnik. In Eswatini sagt man „Titselo
temsebenti wetfu“ – „Die Früchte unserer Arbeit.“
An dieser Stelle herzlichen Dank an euch alle. Nur durch
eure Hilfe war es möglich, diesen Jungs die Schulbildung
und jetzt sogar eine Ausbildung zu ermöglichen. Dabei ist
zu erwähnen, dass man während der Ausbildung in
Eswatini noch kein Geld verdient, vielmehr ist eine
Ausbildung recht teuer.
Was haben wir dieses Mal bei den „Big 7“ erreicht?
1. Bildung
Einer jungen Frau bezahlten wir die Gebühren für einen
Projekt-Management-Kurs der renommierten Universität in
Kapstadt. Für einige Schülerinnen und Schüler besorgten
wir Schuluniformen, -taschen und -materialien. Für unser
Dorf haben wir Bücher gekauft, um eine Bücherei
aufzubauen. Für die ganz Kleinen besorgten wir
Spielsachen, und für zwei Studenten ein Smartphone für
ihr Studium.
2. Landwirtschaft
Wir besorgten wieder Gartengeräte und Setzlinge. Für eine
Familie kauften wir Material und einen Zaun für den
großen Gemüsegarten, da immer wieder Hühner aus der
Nachbarschaft die Pflanzen abfraßen.
3. Infrastruktur
Erneut füllten wir einer Gogo den 5.000 Liter Wassertank, da sie die weite Strecke zum Fluss – um dort Wasser zu holen – nicht mehr bewältigen
kann. Für Sinokuhle und seine Mutter übernahmen wir wieder die Stromrechnung für drei Monate. Für unser Kinderdorf kauften wir etliche
Haushaltsartikel wie Bügeleisen, Teller etc. und veranlassten einige Installationsarbeiten.
4. Gesundheit
Einer Patientin übernahmen wir die Kosten für Laborwerte, für einen jungen Mann mit geschwollenen Wange die Zahnarztkosten. Viele
Medikamente wurden vor Ort für akut erkrankte Menschen bezahlt, etliche weitere Medikamente hatte ich wieder aus Deutschland mitgebracht,
insbesondere gegen arterielle Hypertonie und Herzerkrankungen.
5. Frauenprojekte
Viele Kleidungsstücke wurden an alleinerziehende Mütter und bedürftige Familien verteilt.
6. Kleinunternehmen
Einer Frau gewährten wir ein Startkapital für ihr Business.
7. Bedürftige
Diese Aufgabe ist fix mit einer Liste bedürftiger Familien und Gogos samt Enkelkindern, für die wir immer Grundnahrungsmittel für drei Monate
einkaufen: Reis, Maismehl, Mabele Meal, Bohnen, Sonnenblumenöl.
Vielen Dank euch allen für eure Unterstützung, den Menschen in Eswatini zu helfen. Es ist zu spät, um nur zu hoffen. Lasst uns weiter handeln!
Es gibt noch so viel zu tun!
Herzliche Grüße
Bericht August 2025